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Wirtschaft

Eventlocation Aurum in Karlsruhe nach einem Jahr Corona: Interview mit Inhaberin Lis Helm

Ein verlorenes, existenzbedrohendes Jahr – so würden viele Gastronomen und Veranstalter den durch die Corona-Pandemie bestimmten Shutdown 2020/2021 bezeichnen. Einige haben alles verloren oder kämpfen nach wie vor mit den Folgen. Wieder andere nutzten die Zeit, um sich auf die Hinterbeine zu stemmen und neue Wege einzuschlagen. So auch die ehemalige Weinbar Aurum in Karlsruhe, die sich nach dem Lockdown als „Aurum Eventlocation“ komplett neu aufgestellt hat. Emotional, kämpferisch und zukunftsorientiert – im Interview mit Inhaberin Lis Helm zeigt sich, dass es noch Hoffnung für die Gastronomie und die Eventbranche gibt.

1. Frau Helm, so wie viele Gastronomen, haben Sie ein hartes Corona-Jahr hinter sich. Wie hat sich die Pandemie auf die Eventlocation Aurum und Ihre Mitarbeiter ausgewirkt?

„Es war eine sehr schwere Zeit, für uns alle. Die Tage, ja eigentlich Wochen vor der Schließung waren geprägt von Stornierungen und Terminabsagen. Vor allem Geschäftskunden stornierten Ihre Buchungen und Firmenfeiern wurden zuhauf abgesagt. Beim Klingeln des Telefons hat sich hier sprichwörtlich jeder „weggeduckt“, weil er nicht wieder eine weitere Absage hören wollte. Als die endgültige Schließung von der Regierung angekündigt wurde, hatten wir schon seit zwei Tagen geschlossen, weil es für uns so keinen Sinn mehr machte.
Besonders bitter: Am letzten Abend war eigentlich eine Küchenparty geplant, bei der sich der alte Küchenchef verabschieden wollte und der neue Küchenchef sich mit seinem Team vorstellen sollte. Wir hatten zum 1. März 2020 den Personal-Wechsel, doch aus der Party wurde leider nichts.“

2. Der Staat versprach Hilfspakete für die Gastro- und Eventbranche. Kamen diese Hilfen auch bei Ihnen an?

„Ja, die kamen an. Staatliche Hilfe gab es wie beispielsweise die Corona Soforthilfe, die Überbrückungshilfen, das Kurzarbeitergeld. Das war auch dringend notwendig, wir hatten ja sonst keine regulären Einnahmen. Diese sind uns von einem Tag auf den anderen weggebrochen. Ohne die staatliche Unterstützung hätten wir wohl das Aurum endgültig schließen müssen.“

3. Was konnten Sie in diesem „verlorenen Jahr“ überhaupt für Leistungen anbieten?

„Um nicht komplett in Vergessenheit zu geraten, haben wir wie viele andere Gerichte to-Go angeboten. Die Kunden bekamen diese in Vakuum-Verpackungen zum Erwärmen mit. Dazu haben wir auch passende Weine angeboten. In der Weihnachtszeit war unser Wildgulasch der Renner. Und es war einfach schön, beim Abholen der Gerichte ein paar Worte mit unseren tollen Kunden und lieb gewonnen Stammgästen zu wechseln.“

4. Glauben Sie, dass die Gastronomie sich irgendwann davon erholen wird?

„Ich fürchte, die Gastrowelt und das Verhalten der Kunden hat sich verändert. Das Essen gehen wird zum Event werden. Anders als früher, wo es selbstverständlich war auch mal zwischendurch kurz was Essen oder Trinken zu gehen. Heute kocht man für sich zuhause und in kleiner Runde, so wie es eben die letzten fast eineinhalb Jahre war. Die Angst, sich während eines Abendessens oder auf einem Event anzustecken, ist bei vielen tief verankert. Dagegen steht ein schönes Fest, bei dem man wieder viele Freunde und Bekannte trifft, dass das ganze relativiert.

5. Die Pandemie hat auch unseren Umgang miteinander und untereinander verändert. Wie bekommen Sie das mit?

„Ich persönlich bin der Meinung, dass der Shutdown und die Pandemie uns gezeigt haben, wie unterschiedlich die Menschen sind: Die kontaktfreudigen Menschen – und dazu zähle ich mich gerne – haben unter den Kontaktbeschränkungen und Verboten sehr gelitten. Vor allem das nicht Umarmen, nicht Berühren und sich nicht Treffen dürfen, war für mich persönlich sehr schwer auszuhalten. Für andere wiederum war es wohl nicht viel anders, weil sie es gewohnt sind und nun ihr Leben in „Einsamkeit“ nicht mehr in der Gesellschaft rechtfertigen mussten. Umso mehr freue ich mich nun, dass es wieder Stück für Stück zur alten „Normalität“ zurück geht. Endlich darf man sich wieder sehen, feiern und das Leben genießen.“

6. Wie haben Sie die Lockdown-Zeit im Aurum erlebt?

„Natürlich haben auch wir – wie viele andere die Zeit im Lockdown produktiv genutzt. Wir haben renoviert, sortiert, alles mehrmals von oben bis unten als Beschäftigungstherapie geputzt und uns mit den neuen Hygienemaßnahmen vertraut gemacht. Wir haben jeden Tag darauf gewartet, dass es endlich wieder losgehen kann. Aber es tat sich nichts. Deshalb verschwand auch je mehr Zeit verging unsere anfängliche Zuversicht. Die Ungewissheit, wann es wieder weitergehen würde und dann das Gefühl am letzten Öffnungstag, dass einem quasi der Boden unter den Füssen weggezogen wird…Es war eine emotional harte Zeit, ich habe oft geweint. Vor allem als ich meine Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken musste.“

7. Die Krise scheint noch nicht ganz überstanden zu sein. Doch von Tag zu Tag gibt es immer mehr Freiheiten und die Menschen wollen wieder feiern. Was hat sich im Aurum verändert?

„Wir haben unser Konzept geändert. Ab sofort sind wir keine Weinbar mehr, sondern eine Eventlocation. Es gab einen Personalwechsel und wir mussten uns an die gegebene Situation anpassen. Deshalb bieten wir nun unseren Kunden einen leichten leckeren Mittagslunch von Dienstag bis Freitag an. Und ansonsten stehen wir nun als Eventlocation für unsere Kunden bereit und richten mit viel Freude und Inbrunst Ihre Feiern, Events und Feste in unseren Räumen aus. Zudem können Sie das Aurum für Seminare und Tagungen buchen. Die ersten Feierlichkeiten haben wir bereits schon miterleben dürfen und die strahlenden Gesichter bei den Gästen zu sehen, war nach der langen Zeit wirklich herzerwärmend.“

8. Seit zehn Jahren sind Sie mit dem Aurum in Karlsruhe eine Eventlocation der Extraklasse – gibt es etwas, dass Sie sich unbedingt für die Zukunft wünschen?

„Ja, natürlich. Ich wünsche mir, dass es noch viel tolle Events und Feste in unserem Haus geben wird. Die Menschen brauchen eine Zeit, in der sie unbeschwert feiern und genießen können. Der Alltag und das Leben können manchmal hart sein. Aus diesem Grund ist es doch umso schöner, wenn es Momente der Freude und des Glückes gibt, die man mit anderen zusammen erleben und feiern kann. Familienfeiern wie Geburtstage, Hochzeiten oder Taufen, Partys und Firmenevents – wir freuen uns darauf, diese zu organisieren und mitzuerleben. Das Leben hat uns wieder!“

9. Gab es in den zehn Jahren ganz besondere Events, an die Sie sich womöglich ein Leben lang erinnern werden?

„Da fällt mir spontan die erste standesamtliche Trauung auf unserer Dachterrasse ein. Da bekomme ich immer noch Gänsehaut, wenn ich mich daran erinnere und manchmal sogar noch Tränchen in den Augen vor Rührung. Ich habe große Achtung vor diesem Moment, wenn sich das Paar über den Dächern der Stadt das Jawort gibt. Ein unvergessener Augenblick.
Aber auch die SWR-Band rockte schonmal das Aurum, bei einem 60. Geburtstag.
In unseren Anfangszeiten gab es einige Musiker und Bands aus der Region die mehrmals im Jahr immer donnerstags Konzerte hier im Aurum spielten. Zu vielen der Künstler haben wir bis heute noch guten Kontakt.“

10. Was bietet das Aurum, dass keine andere Location in Karlsruhe bietet?

„Wir haben den schönsten Blick auf die Oststadt und den leckersten Mittagstisch im Alten Schlachthof. Bei uns ist alles hausgemacht und nur bei uns bekommen Sie die leckeren Curry-Spezialitäten von unserem Spitzenkoch Pradeep aus Sri Lanka serviert. Unser Team ist charmant, motiviert und immer mit einem Lächeln bei der Arbeit und es macht uns glücklich, wenn unsere Gäste glücklich sind.“

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